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Der glorreiche Krieg mit Jeringhave 1848

Aus „Die Geschichte der Friesischen Wehde“ von Georg Meyer

 

Ein ungemein reges politisches Leben entwickelte sich innerhalb der so ruhigen Ortschaften der Friesischen Wehde. Eine Volksversammlung drängte die andere; Waffenübungen wurden abgehalten, und die Bürgerwehr kam im Flor. Bei Cölers Wirtshause in Steinhausen wurde eine Fahne mit der Aufschrift: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ aufgestellt. Auf der Weide beim „grünen Wald“ war eine große Versammlung, wozu die Bockhorner und Zeteler Bürgerwehr mit Gewehr und die Neuenburger mit Piken erschienen. ZU einer in Steinhausen auf Cölers Weide abgehaltenen Volksversammlung strömten 1500 Menschen aus allen Himmelsgegenden herbei. Niebor und Rüter aus Neuenburg hielten gewaltige Reden. Rüter wollte, dass man sofort aufbrechen und den bedrängten Brüdern in Baden helfen sollte. Aber bei der Abstimmung über diesen Antrag bekam eine gemäßigtere Partei, die die Dinge abwarten wollte, die Oberhand.

Es kam auch noch in dieser aufgeregten Zeit zu Ausschreitungen, die für die Steinhausener leicht ernste Folgen hätten haben können.

Die Reserven waren einberufen, und da keine Fahrgelegenheit vorhanden war, wurde verabredet, dass alle Reservisten der Friesischen Wehde auf Wagen nach Oldenburg gbracht werden sollten. Bei Cölers Wirtschaft in Steinhausen sollte der Versammlungsort sein, Da wurde auf einmal bekannt, die Jeringhaver hätten gesgt: „Datt is`n Wunner, dat de smachtigen Steenhuser noch kienen Upprohr makt!“ Das wollten sie sich nicht gefallen lassen. Es wurde beschlossen, Jeringhave sollte verbrannt werden. Aus jedem Haus musste ein Mann mit. Nur der Geistesgegenwart und List des alten Suhren is es zu verdanken, dass damals kein größeres Unglück geschah. Er holte nämlich die Kampflustigen ins Wirtshaus herein. „Willt erst noch´n Lüttjen nehmen!“ Jedes Mal, wenn sie wieder hinaus wollten, gab es noch eine Runde schweren Grog, der dann schließlich seine Wirkung nicht verfehlte. Sie wurden bald alle betrunken und vergaßen die gefährlichen Gedanken.

So wurde diesmal nichts daraus. Aber am folgenden Sonntag marschierten etwa 150 Mann mit Musik und geladenen Gewehren nach Jeringhave. Als sich aber kein Mensch dort sehen ließ, zogen sie wieder ab, ließen aber alle 100 Schritte einen Mann mit geladenem Gewehr stehen. Sobald nun die Jeringhaver ein böses Wort sagen würden, sollte der erste sein Gewehr abfeuern und das der Reihe nach alle bis nach Steinhausen hin. Dann wollten die übrigen wiederkommen und Jeringhave verbrennen. Als aber nichts geschah, gingen sie wieder zurück. Einige konnten ihren Tatendrang nicht bezähmen, demolierten die Häuser und brandschatzten die wohlhabenden Leute, so z.B. den Organisten Schwieger, Renken auf der Mühle und Klävemann in Hankens Haus.

Die Sache hatte indes noch ein gerichtliches Nachspiel. Es wurde ihnen der Prozess gemacht, doch kamen die Haupträdelsführer auf Verwendung des Amtmannes in Bockhorn mit der gelinden Strafe von drei Wochen Gefängnis frei. So endete der glorreiche Krieg mit Jeringhave!

Heute leben beide Ortschaften friedlich nebeneinander und der Bürgerverein Steinhausen hat einen Vorsitzenden der aus Jeringhave stammt.

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